Dorothea Gruner: Hesch e Kiosk a der Eigernordwand? Viktoria Verlag, Ostermundigen, 1977 |
Vor einiger Zeit hat sich ein Gymnasiallehrer dahin geäussert, Schülersprache sei armselig und grobschlächtig. Solcher Beurteilung möchte ich entgegentreten und anhand meiner Wortschatzsammlung aufzeigen, wie vielfältig und einfallsreich sie sein kann; ja, da und dort ist sie auch noch der Tradition verpflichtet und bewahrt so altes Sprachgut vor dem Untergang. Dass die Schuljugend auch sehr grob sprechen kann, soll nicht bestritten werden. In meiner Sammlung fehlen allerdings mit wenigen Ausnahmen Ausdrücke aus der Fäkal- und Sexualsprache. Diese Bereiche werden gewiss von den Schülern auch einbezogen, doch spielen sie nicht eine solche Rolle, wie etwa behauptet wird. Der Leser wird feststellen können, dass auch ohne sie eine reichhaltige Sprachsammlung entstanden ist. Kräftig und voll von Übertreibungen, scharf, ironisch, ja grotesk, absurd, so will der Schüler sprechen, als Gegenmittel gegen die langweilige Schule, gegen die mühsame Ordnung der Erwachsenenwelt. Er will damit seine Eigenständigkeit, sein Anderssein bekunden und tut dies mit sichtlichem sprachbildendem Können.
Wer dies Büchlein zur Hand nimmt, um sich rein nur an den Sprachformen und den Wortschöpfungen zu ergötzen, der beschränke sich jeweilen auf den ersten Teil des Kapitels und überschlage ruhig den zweiten. Wen aber dieses oder jenes sprachliche Problem interessiert, der möge die «Bemerkungen» zu jedem Kapitel in seine Lektüre mit einbeziehen. Sie sind in keiner Weise vollständig, sondern greifen einige Aspekte heraus, deren Darstellung ein gewisses Interesse bietet. Wer dieses oder jenes nicht kennt, vermisst oder anders sagt, der möge bedenken, dass die Schülersprache gerade so vielfältig und wandelbar ist wie ihre jungen Träger! Gerne nehme ich aber Anregungen und Ergänzungen entgegen; vielleicht lassen sie sich später einmal wieder verwerten.
Wenn meine kleine Arbeit Anregung zu weiteren Sprachschöpfungen bietet, wenn sie Freude an der sprachlichen Ausdrucksform weckt, dann hat sie ihren bescheidenen Zweck erfüllt. (Vorwort)
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