3. August 2019

Die Waise

Urbain Olivier: Die Waise, Verlag Mon Village,
Vulliens, 1977
«Die Waise» ist nicht ein moderner Roman, handelt er doch im verflossenen Jahrhundert. Zu jener Zeit sprach man noch nicht von Autobahnen. Anstelle der heutigen Düsenflugzeuge war die Kutsche das schnellste Verkehrsmittel, das Reisende und Post von einer Region zur andern brachte.

In der Hast und Betriebsamkeit unserer Tage ist es schwer, sich die idyllische Gemächtlichkeit von Anno dazumal vorzustellen. Gerade hierin liegt aber der Haptvorzug des Werkes «Die Waise».Die hervorstechende Eigenschaft des Buches liegt im Zauber, mit dem es uns mit einem Schlag in jene vergangene Zeit zurückversetzt. Es wurde damals von einem Schriftsteller verfasst, der die Bauern kannte. Er schildert uns ihren Charakter, ihre Eigenheiten, ihre Gedankenwelt und Lebenshaltung mit unübertrefflicher Genauigkeit.

Wenn uns «Die Waise» das Bild einer vergangenen Epoche vor Augen führt, so ist es doch vor allem ein fesselnder Roman, der den Leser von Anfang bis zum SChluss in Atem hält. Wenn diese Erzählung den Vorzug hat, uns unversehens in die Hälfte des letzten Jahrhunderts zu versetzen und uns zugleich von Anfang bis Ende wahrhaft fesselt, wobei die prächtigen Bilder von Burnand den Text bereichern, dann sagt man nicht zuviel, wenn man behauptet, dass dieses schöne Buch den Leser hinreissen wird. (Klappentext)

VD: La Côte

Urbain Olivier wurde am 3.6.1810 in Eysins (VD) geboren und verstarb am 25.2.1888 in Givrins (VD). Er war der Sohn des Jean-Michel-Louis, Bauer, und der Marianne-Madeleine. Olivier absolvierte das Progymnasium in Nyon, danach Mitarbeit auf dem elterlichen Hof. 1831 wurde Olivier für die militärische Intervention der Tagsatzung während der Basler Trennungswirren aufgeboten und hielt seine Eindrücke in einem Tagebuch fest. 1832 war er Notariatsangestellter, 1838 Gemeindepräsident von Eysins, 1839-61 Domänenverwalter der Familie de Saint-Georges in Changins und Duillier. 1842 liess sich Olivier in Givrins nieder, wo seine Frau ein kleines Gut geerbt hatte. Während des Sonderbundskriegs 1847 entstand sein zweites Tagebuch. 1854-87 erschienen 35 Romane und Erzählungen (ab 1857 im Verlag von Georges-Victor Bridel), in denen Olivier Land und Leute beschrieb. Sein religiöses Denken war von der Erweckungsbewegung (Réveil) geprägt. Dank dem Zuspruch eines breiten Publikums konnte Olivier ab 1861, wenn auch bescheiden, von der Schriftstellerei leben.

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