30. März 2025

Schrottreif

Isabel Morf: Schrottreif, Gmeiner,
Messkirch, 2009
Der Frühling hält endlich Einzug in Zürich. Doch Valerie Gut ist verzweifelt. In ihrem Fahrradgeschäft FahrGut ereignen sich mysteriöse Vorfälle: Immer wieder wird Zubehör gestohlen, in einer anonymen Zuschrift wird Valerie beschimpft, ein Kunde kehrt von einer Probefahrt mit einem teuren Rad nicht zurück, aus der Kasse verschwinden 4000 Franken. Und dann liegt auch noch ein toter Mann im Laden. Erschlagen. Eine echte Herausforderung für den erfahrenen Ermittler Beat Streiff von der Stadtpolizei Zürich und seine junge, energische Kollegin Zita Elmer.
(Inhaltsangabe zum Buch)

ZH: Zürich-Wiedikon

27. März 2025

Wir kennen uns doch kaum

Max Küng: Wir kennen uns doch kaum,
Rowohlt, Reinbek b. Hamburg, 2015
Moritz schreibt Meta. Meta schreibt zurück. So geht das, monatelang. Aber es ist kompliziert. Sie lebt nicht allein und in Berlin. Er in einer kleinen Stadt in der Schweiz. Nie sehen sie sich. Nie hören sie ihre Stimmen. Irgendwann fangen sie an, sich SMS zu schreiben, in einem Monat 837 Stück. Es genügt.

Ein Jahr später hat Moritz in Berlin zu tun. Er nimmt ein Hotelzimmer, schickt ihr eine SMS mit der Zimmernummer: «2307». Eine halbe Stunde später klopft es an der Tür. Er öffnet. Sie sind wie gelähmt. Irgendwann sagt er: «Weisst du was? Wir fangen noch mal vorne an.» Die Geschichte ihrer Liebe erzählt dieses Buch. (Klappentext)

AG: Buschberg bei Wittnau BS: Stadt Basel D: Berlin I: Sizilien

23. März 2025

Die Grenzen der Nacht

Stefanie Christ: Die Grenzen der Nacht,
Nydegg Verlag, Bern, 2011
1940 im Emmental: Hannah wächst in einer Zeit voller Mythen und Sagen heran. In ihrem Heimatdorf tragen sich unerklärliche Ereignisse zu. Messer fliegen durch die Luft und eine unsichtbare Hand flicht nachts heimlich die Pferdemähnen. Als eine Epidemie erst die Knechte und Mägde, dann auch die Kinder und Eltern wegrafft, sucht sie Trost bei einem Phantom: Dem alten Mann, der in der Nähe in einer kleinen Holzhütte wohnt und den noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Hin- und hergerissen zwischen Angst und Faszination erlebt sie mit, wie sich das ganze Dorf auf die Suche nach dem Urheber der Epidemie macht: einem Vampir!

Der Schauerroman führt vom Emmental in die vom Krieg geprägte Bundesstadt, über den Napf hoch hinauf in die Berge, wo es schliesslich zum finalen Kampf zwischen Gut und Böse kommt. (Klappentext)

BE: Trub, Emmental, Napfgebiet, Stadt Bern

19. März 2025

Schynige Platte-Bahn

Hansruedi Brawand: Schynige Platte-Bahn,
Prellbock-Verlag, Leissigen, 2003
Am 14. Juni 1893 dampften die ersten Züge von Wilderswil-Gsteig auf die Schynige Platte. Die 7,3 km lange Strecke wies bei einer maximalen Steigung von 25% zwei Eisenbrücken, vier Steinviadukte sowie vier Tunnel auf. Bereits 1894 drohten finanzielle Probleme, so dass die alte Gesellschaft liquidiert werden musste. Schliesslich erwarben die Berner Oberland-Bahnen (BOB) die SPB für 200.000 Franken. 1914 nahm die Bahn mit vier Lokomotiven den elektrischen Betrieb auf. Ab 1936 kam es zu einem regen Fahrzeugaustausch mit der Wengernalpbahn (WAB), welche die gleiche Spurweite von 800 mm aufweist. Später erwarb die SPB verschiedene Lokomotiven und Personenwagen von der WAB. 1992–2003 konnten 12 Personenwagen mit neuen Kästen ausgerüstet werden. Für Nostalgiefahrten ist aber noch eine Dampflokomotive von 1894 vorhanden. (Website des Verlags)

13. März 2025

Die Panne

Friedrich Dürrenmatt: Die Panne,
Diogenes, Zürich, 1998
Der 45-jährige Textilreisende Alfredo Traps hat im Juni auf dem Nachhauseweg mit seinem Auto eine Panne. Da es schon spät am Abend ist, beschliesst er, im nahegelegenen Dorf zu übernachten. Es wird ihm auf seine Nachfrage hin ein Landhaus empfohlen, in dem ihm der pensionierte Richter Wucht kostenlos Unterkunft gewährt. Er wird zum Abendessen mit drei Freunden des Richters eingeladen.

Traps erfährt, dass die vier Rentner sich regelmäßig zu dem Zweck treffen, um ein Spiel zu spielen, in dessen Rahmen sie ihre alten Berufe ausüben und einen Gerichtsprozess nachahmen. Dabei spielen Wucht den Richter, Kummer den Verteidiger, Zorn den Staatsanwalt und Pilet den Henker, was ihren früheren Berufen entspricht. Traps wird dazu eingeladen, mitzuspielen. Widerwillig nimmt er die vakante Rolle des Angeklagten ein. Er fühlt sich keines Verbrechens schuldig. Er plaudert frei über sein privates Leben als Familienvater von vier Jungen, über seine Seitensprünge und seine brillante Karriere vom Hausierer zum Generalvertreter seiner Textilfirma. Sein Verteidiger Kummer rät ihm, keine unvorsichtigen Aussagen zu tätigen. Traps bemerkt nicht, dass er sich bereits mitten in der Vernehmung befindet.

Im Laufe des mehrgängigen Mahls, bei dem der Wein in Strömen fliesst, gibt der seit elf Jahren verheiratete Traps auch kleinere Verfehlungen im Beruf zu. Er berichtet davon, dass sein ehemaliger Chef, Herr Gygax, dessen Posten er nun innehat, an Herzversagen gestorben ist. Auch seine Affäre mit Gygax’ Frau verschweigt er nicht. Die vier Pensionisten horchen auf. Im Rahmen einer weiteren Beratung mahnt Kummer den Angeklagten zur Vorsicht. Der Staatsanwalt Zorn bezichtigt Traps plötzlich des Mordes an Gygax. Durch Intrigen und den stressbedingten Herzinfarkt des Chefs habe Traps dessen Posten an sich gerissen. Nach und nach legt Zorn die Motive frei und rekonstruiert die Tat.

Traps ist zunächst verwirrt. Doch je mehr er sich dem Alkohol hingibt, desto lockerer wird seine Zunge. Er verbrüdert sich mit dem Staatsanwalt und gibt schliesslich zu, dass er Gygax’ Frau dazu benutzt habe, seinem Chef eins auszuwischen. Aufgrund des Schocks über die Untreue seiner Frau habe dieser schliesslich einen Herzinfarkt erlitten. Je mehr der Staatsanwalt die Genialität dieses perfekten Mordes lobt, umso mehr lässt sich Traps dafür feiern.

Als die Anwälte ihre Plädoyers halten, fordert der Staatsanwalt Zorn die Todesstrafe. Der Verteidiger Kummer versucht, Traps hingegen als Opfer dazustellen, und verlangt dessen Freispruch. Doch der Angeklagte ist nun stolz auf seine Tat und gibt dem Staatsanwalt in allen Punkten Recht. So kommt es schliesslich zur Verurteilung durch den Richter Wucht, der die Todesstrafe ausspricht. Traps begibt sich nach diesem Abend, den er als überaus gelungen wahrnimmt, auf sein Zimmer. Wenig später wird er dort von dem besoffenen Richter, vom Staatsanwalt und dem Verteidiger, die ihm eine Urteilsurkunde aushändigen wollen, im Fensterrahmen erhängt aufgefunden.
(Lektürehilfe)

9. März 2025

Bahnwärter Thiel

Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel,
Reclam, 1970
Was treibt einen Mann dazu, Frau und Kind umzubringen? Wann ist der Täter schuld- oder zurechnungsfähig? Inwieweit ist er Opfer der Verhältnisse? Diesen Fragen geht Gerhart Hauptmann in seiner Erzählung Bahnwärter Thiel nach – ein damals ungewöhnliches Projekt. Am Ende der Blütezeit des bürgerlichen Romans, der die kleinen Konflikte in den geregelten Verhältnissen des Bürgertums thematisierte, bricht Hauptmann alle Regeln: Seine Geschichte des kleinen Mannes, der langsam in den Wahnsinn abgleitet, hält der Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts mit all ihren Missständen den Spiegel vor. Auch stilistisch geht die Novelle mit ihrer überbordenden Symbolik eigene Wege. Mit dem Geschlechterkonflikt, dem Gegensatz von Natur und Technik sowie Bezügen zu Religion und Literatur bietet das Werk trotz seiner Kürze reiche Interpretationsmöglichkeiten. Bahnwärter Thiel markiert in der deutschen Literatur den Übergang zur Moderne und gehört noch heute zum Schulkanon. (getabstract)

D: Bahnstrecke Erkner–Fürstenwalde, Schönschornstein bei Erkner und Umgebung, Berlin Charité

6. März 2025

Nick Tappoli

Jakob Christoph Heer: Nick Tappoli,
Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart/
Berlin, 1922
«Nick Tappoli» spielt im malerischen Eglisau (Kanton Zürich) und dreht sich um das Leben der Einwohner, insbesondere um das Leben der Familie Tappoli und ihre Beziehungen zu anderen Bewohnern der Gemeinde. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Figuren Ulrich Junghans, ein Junge mit Sehnsüchten und Träumen, und Nick Tappoli, die hilfsbereite und lebhafte Tochter des örtlichen Pfarrers.

Der Anfang von «Nick Tappoli» spielt in einer Zeit des sozialen Wandels, in der sich die Gemeinde mit den Veränderungen im Handel und im täglichen Leben auseinandersetzt, die durch das Aufkommen der Eisenbahn verursacht werden. Der Autor stellt die Hauptfiguren und ihre Hintergründe vor, schildert Ulrichs ehrgeizigen, aber fehlgeleiteten Fluchtversuch, der zu einer Verletzung führt, und reflektiert seine Beziehungen zu seiner Familie, insbesondere seine aufkeimenden Gefühle für Nick. Während Ulrich die Herausforderungen des Erwachsenwerdens meistert, vermischen sich Gefühle der Frustration und der Zuneigung, wodurch die Themen des Erwachsenwerdens festgelegt werden, die sich im Laufe des Romans entwickeln. Die Erzählung fängt den Geist und den Aufruhr von Kindheitsträumen, familiären Pflichten und den Realitäten des Lebens in einer eng verbundenen Gemeinschaft ein.

AG: Kaiserstuhl SH: Rheinfall, Schloss Wörth SZ: Gross Mythen TG: Kreuzlingen, Seerücken, Schloss Arenenberg ZH: Eglisau (Hauptschauplatz), Rafzerfeld, Wil, Fussreise Eglisau - Zürich - Eglisau, Glattfelden, Weidlingsfahrt auf dem Rhein vom Rheinfall (Schloss Wörth) nach Kaiserstuhl, Stadt Zürich (Hauptschauplatz), Uetliberg, Zürichsee, Kilchberg, Zürichberg, Adlisberg D: Hohentengen, Weisswasserstelz, Nürnberg, Knoblauchsland b. Nürnberg, Mainz, Frankfurg, Schifffahrt von Mainz nach Koblenz, Wanderung von Assmanshausen via Niederwald nach Rüdesheim, Schifffahrt Rüdesheim Mainz, Köln, Berlin, Lübeck

2. März 2025

Spätestens morgen

Zoë Jenny: Spätestens morgen, Frankfurter
Verlagsanstalt, Frankfurt/Main, 2013
Unvermutet stark sind die zarten Geschöpfe dieser Geschichten. Sie halten aus, wenn der Boden unter ihnen schwankt, schlagen um sich im Moment der Gefahr und brechen aus ihrem Käfig aus, sobald sie Wind unter ihren Flügeln fühlen. So wie Ginza, die in der pulsierenden, übermächtigen Metropole Shanghai ihre Unabhängigkeit verteidigt. Oder Sophie, deren eigensinnige Tochter Clarice ihren Fotografenfreund mit ins Sommerhaus der Familie nimmt und damit das familiäre Gleichgewicht empfindlich ins Wanken bringt.

In ihren Erzählungen erweist sich Zoë Jenny als Meisterin der kurzen Form. Es sind Geschichten mit bittersüsser Resonanz, deren Wucht augenblicklich mitreisst. Etwas Abgründiges dringt durch jeden der scheinbar so sanften Sätze und umhüllt sie mit feiner Melancholie: Es ist die Angst vor dem Verlust, das Wissen um die verwundbaren Stellen, das unter der Oberfläche mitschwingt. (Klappentext)