30. Juni 2022

Sterben

Karl Ove Knausgård: Sterben, btb
München, 2013
Das eigene Leben offen, schonungslos und radikal zum Gegenstand des Schreibens zu machen – dies ist das Konzept, zu dem sich Karl Ove Knausgård in einem furiosen Mammutprojekt entschlossen hat. Radikal ehrlich und mit unglaublicher sprachlicher Kraft nähert er sich in «Sterben», dem ersten Roman einer sechsbändigen Serie, seinem schwierigen Verhältnis zum Vater, das ihn grundlegend geprägt hat. Als dieser stirbt und er sich mit seinem Bruder daran macht, den Nachlass zu ordnen, bietet sich beiden ein Bild des Grauens. So sehr hat dieser Vater einen Schatten auf das Leben der Brüder geworfen, dass sie den Bestatter bitten, die Leiche sehen zu dürfen. Erst dann, so sind sich beide einig, werden sie glauben können, dass er wirklich tot ist. Der Sog, der von Knausgårds direkter Art des Erzählens ausgeht, macht seinen Roman zu einer faszinierenden und erschütternden Lektüre. Gerade weil er so radikal persönlich schreibt, gewinnt sein Text eine schmerzliche Allgemeingültigkeit. (Inhaltsangabe zum Buch)

N: Kristiansand (Hauptschauplatz), Bergen, Stavanger, Oslo S: Stockholm

Moors Fazit: Knausgårds Geschichte macht spätestens nach den ersten 20 Seiten süchtig. Schön zu wissen, dass die restlichen fünf Bände dieses gross angelegten Schreibprojektes in meiner Bibliothek lagern und geduldig auf den Süchtigen warten. Ein dickes Lob geht auch an Paul Berf, der den Text aus dem Norwegischen hervorragend ins Deutsche übersetzt hat.

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