8. September 2019

Der kauzige Künzle und die Kinder

Beat Frei: Wangs und sein Kräuterpfarrer,
Katholische Kirchgemeinde, Wangs,
2007
Gegenüber des Rathauses der Gemeinde Wartau im Ortsteil Azmoos war es, als ich mir neulich aus dem öffentlichen Bücherschrank eine in Leinen gebundene Ausgabe von Beat Freis «Wangs und sein Kräuterpfarrer» hervorzupfte. Das Buch erschien 2007 anlässlich des 150. Geburtstages von Johann Künzle, besser bekannt unter dem Namen Kräuterpfarrer Künzle. Ich las das Büchlein mit viel Amüsement, nicht zuletzt deshalb, weil dieser Künzle ein durch und durch kauziger, mitunter aber auch geschäftstüchtiger Zeitgenosse war, dessen Werk bis in die heutigen Tage Bestand hat. Als Müsterchen ein paar Worte über seinen Umgang mit den Kindern:

«Die Gofen führen, wie im ganzen Oberland, so ziemlich überall das Regiment in der Familie», schrieb Pfarrer Künzle in seinem «Pfarrbericht von Wangs» von 1914. Die Kinder gälten hier als «sakrosankt und unverletzlich», seien «ruch, ohne Spitzli und Girlanden». Aber es gelang dem Pfarrer schon bald, die Kinder zu bändigen. Der Geist sei «ein viel besserer, milderer und christlicherer geworden», heisst es im nächsten Pfarrbericht von 1918. Wenn er auf der Strasse spielenden Kindern begegnete, so erinnerte sich später ein Einwohner, habe der Pfarrer jeweils schon von weitem «Bibi, Bibi» gerufen. «Dann eilten die Kinder wie eine Schar Hühner zum Pfarrer, streckten ihm die Hände entgegen und grüssten laut und deutlich mit ‹Gelobt sei Jesus Christus›.»

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