Was tun im Winter, wenn das Tageslicht kurz und die dunkle Zeit lang? Lesen mitunter! Also habe ich diesen Herbst ein paar Wanderbücher gebunkert, die mir nun die Winterabende verkürzen sollen. Und weil ich mir den einen oder anderen Lesetipp auch aus Wanderblogs geholt habe, gebe ich meinen Wintervorrat hier gerne meiner Leserschaft weiter. Alle Texte stammen von den Verlagswebsites. Spätere kritische Würdigungen bleiben daher ausdrücklich vorbehalten.
R. Frei, D. de Roulet, W. Sieber, B.Bruggmann
Gallus-Wege
Zu Fuss von Bangor nach St. Gallen
Vier erfahrene Weitwanderer lassen sich zum Gallusjubiläum der Stadt St. Gallen von der Peregrinatio inspirieren und machen sich auf zu einer Stafettenwanderung von Bangor in Nordirland auf den Klosterplatz in St. Gallen. Appenzeller Verlag, Herisau, 2012
Oliver Schulz
Indien zu Fuss
Eine Reise auf dem 78. Längengrad
Oliver Schulz folgte der Route englischer Wissenschaftler, die im 19. Jahrhundert das Land vermassen, von der tropischen Südspitze bis hinauf in den Himalaja. Abseits der Touristenpfade durchquert er idyllische Landschaften und in die Breite wuchernde Städte, von Maoisten kontrollierte Dschungelgebiete und futuristische Hightech-Viertel. Er erzählt vom oft bizarren Zusammentreffen östlicher und westlicher Denkweisen. DVA Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2011
Cheryl Strayed
Wild
From Lost to Found on the Pacific Crest Trail
A powerful, blazingly
honest memoir: the story of an eleven-hundred-mile solo hike that broke down a
young woman reeling from catastrophe – and built her back up again. At twenty-two,
Cheryl Strayed thought she'd lost everything when her mother died young of
cancer. Her family scattered in their grief, her marriage was soon destroyed,
and slowly her life spun out of control. Four years after her mother's death,
with nothing more to lose, Strayed made the most impulsive decision of her life:
to hike the Pacific Crest Trail from the Mojave Desert through California and
Oregon to Washington State – and to do it alone. She had no experience as a
long-distance hiker indeed, she'd never gone backpacking before her first night
on the trail. Vintage Books, New York, 2012
Thomas Knubben
Hölderlin. Eine Winterreise
Anfang Dezember 1801 machte sich Friedrich Hölderlin von Nürtingen auf nach Bordeaux. Ihn trieb »die Herzens- und die Nahrungsnot«. In Frankreich hoffte er endlich die Existenz aufbauen zu können, die ihm zu Hause versagt geblieben war. Die Winterreise sollte zum Wendepunkt in seinem Leben und Schreiben werden: Das Vorhaben lässt sich gut an. Er wird freundlich empfangen und wohnt »fast zu herrlich«. Doch schon nach wenigen Wochen lässt er sich wieder einen Pass ausstellen und kehrt zurück. Sein Zustand ist trostlos. Die Freunde in Stuttgart erkennen ihn schier nicht wieder. Er ist vollkommen erschöpft und erregt zugleich, »leichenblaß, abgemagert, von hohlem wildem Auge, langem Haar und Bart, und gekleidet wie ein Bettler«. Was bloß war geschehen?
Anfang Dezember 2007 folgt Thomas Knubben der Route Hölderlins. Von Nürtingen aus wandert er über die Alb, über den Schwarzwald, über Straßburg, Lyon, die Auvergne nach Bordeaux. Er unternimmt eine poetische Wanderung. Er will wissen, ob auf diese Weise Neues zu erfahren ist über Hölderlins »fatale Reise«. Und ob es gelingen kann, den in den Dichterolymp Entschwundenen, zu seinen Lebzeiten durchaus politischen Poeten wieder ein Stück weit zurückzuholen in den Erfahrungshorizont der Gegenwart, ihn begreifbar zu machen in seiner alltäglichen poetischen Potenz.
»Erwandert«, entstanden ist so ein Buch, das zwischen der Winterreise Hölderlins und der eigenen Winterwanderung oszilliert, dabei auch die Kulturgeschichte der vielen anderen Winterreisen von Wilhelm Müller und Franz Schubert über Johann Georg Seume bis hin zu Werner Herzog und Richard Long einbezieht und so ein faszinierendes Panorama der Welterfahrung im Gehen schafft. Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2012
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