![]() |
| Lorenz Hurni, Martin Raubal, Thomas Eichenberger, Christian Häberling, René Sieber: Ingenieure der Kartenkunst, ETH Zürich, Institut für Kartografie und Geoinformation, Zürich, 2025 |
Ob Google Maps, eine Wanderkarte oder ein Weltatlas: Wir nutzen diese Werke im Alltag, um uns zu orientieren oder zu informieren. Dass Karten aber auch eine politische Komponente haben, rief uns jüngst die von einem Staatspräsidenten angeordnete Namensänderung des «Golfs von Mexiko» in «Golf von Amerika» in Erinnerung.
Der Schweizer Weltatlas, dem viele von uns im Schulunterricht zum ersten Mal begegnet sind, beschreibt die Karte als Resultat eines Interpretations-, Klassierungs- und Abstraktionsprozesses. Daraus geht bereits hervor, dass eine Karte immer auf subjektiven Entscheiden basiert.
Erfrischend subjektiv ist auch die Festschrift «Ingenieure der Kartenkunst» abgefasst, die das Institut für Kartografie und Geoinformation der ETH Zürich anlässlich seines 100-jährigen Bestehens herausgegeben hat. Hauptautor Lorenz Hurni, der aktuelle Professor für Kartografie an der ETH Zürich, und seine Mitautoren scheuen sich nicht vor Einordnungen und klaren Aussagen, was das Werk lebendig und lesenswert macht.
Geprägt ist das Werk durch die Feststellung, dass die Kartografie an der ETH immer wieder von einer Marginalisierung bedroht war. Entsprechendes Gewicht erhält die Institutsgründung, auch wenn diese hauptsächlich auf Pinsel und Farbe beruhte. Doch dazu später.
Das Gewicht, das die Autoren dem Institut beimessen, kommt in den beiden Untertiteln der Festschrift zum Ausdruck, die eigentlich zwei Jubiläen antönen. «100 Jahre Institut für Kartografie und Geoinformation» bezieht sich auf das «richtige» Jubiläum, umfasst aber nur vier der bisher sechs ETH-Professoren am Institut. Der zweite Untertitel «170 Jahre Kartografie an der ETH Zürich» macht deutlich, dass das Werk die ganze Zeit seit der Gründung der Hochschule abdeckt.
Die Geschichte der Kartografie ist ein wichtiger Teil der Geschichte der ETH Zürich. So erfährt man viel über die Gründung des Polytechnikums im Jahre 1855 und seine Funktionsweise über die ganzen Jahre. Die Festschrift liefert – immer mit dem Fokus auf die Kartografie und Geoinformation – generelle Einsichten darüber, wie Professoren berufen wurden (und werden), wie die Hochschule in den verschiedenen Epochen organisiert war und welche Faktoren zu Anpassungen von Lehrinhalten führen.
Details zu Berufungen, zur Ausstattung von Professuren, der Suche nach Drittmitteln, aber auch zu Rivalitäten unter den Wissenschaftlern machen die Lektüre kurzweilig. Zudem bietet die Festschrift Informationen über die Herkunft und Interessen der Professoren. Nicht nur im Text, sondern auch in Form von Karten, Zeichnungen und Fotos. Quelle: ETH-News
Das wunderbare Werk kann auf der Website der ETH-Bibliothek auch kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen