Marco Volken, Remo Kundert: Bergwandern im Tessin, AT-Verlag, Aarau, 2010 |
Die Verfasser beschreiben einerseits 45 Wanderungen «auf stillen Pfaden zwischen Gotthard und Como» und andererseits, dies macht das grossformatige Buch auch für Nicht-Fussgänger wertvoll, greifen sie all die unzähligen Themen auf, welche den kultur- und naturhistorischen Reichtum des Tessins ausmachen. Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel. Die kurzweilig und kompetent verfassten Themenbeiträge werden begleitet und dokumentiert von hervorragenden Farbaufnahmen in bestechender Druckqualität.
Das Werk könnte in seiner Aufmachung demnach durchaus als touristischgeografisches Standardwerk eines jeden Tessinreisenden herhalten, vorausgesetzt, dieser interessiert sich für das Berggebiet. Jenes dominiert bekanntlich den Südkanton zum weitaus grössten Teil. Kein Wunder, schlagen Volken/Kundert auch Bergwanderungen vor, die in Städten wie Lugano, Bellinzona oder Biasca beginnen beziehungsweise enden.
Im Gegensatz zum obgenannten Alpinwanderführer sind die über das gesamte Kantonsgebiet und alle Höhenlagen beinahe gleichmässig verteilten Tourenvorschläge mit wenigen Ausnahmen für Durchschnittsbergwanderer gut zu bewältigen. Die technischen Anforderungen halten sich also in erträglichen Grenzen, ebenso die Etappenlängen. Und sollte sich eine solche als zu streng erweisen, werden mögliche Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Weges gleich mitgeliefert. Wie es sich für Sanfttouristiker gehört, sind alle Ausgangs- und Endpunkte – und seien sie noch so abgelegen – mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Von den behandelten Themen erhalten nachfolgende besondere Erwähnung: Schönes Wetter, schlechtes Wetter, Schlangen, Kirchen und Kapellen, Berghütten, Bergseen, Kastanien, alte und moderne Architektur, Unterschied Sottoceneri/Sopraceneri, Wegbaukultur, Weinbau, Deutschweizer im Tessin, Wildheuen, Menschen und Warenschmuggel, Auswanderung, Gneis und, und, und.
Marco Volken und Remo Kundert haben die Faszination der Tessiner Berge auf gekonnte Art und Weise zwischen zwei Buchdeckeln verdichtet und wecken so unweigerlich die Sehnsucht, dies alles mit eigenen Augen und Füssen nachzuentdecken, auch wenn nicht die grossen Namen auf der Landkarte locken. Oder vielleicht gerade deshalb.
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