Wie oft sind wir schon in der Natur herumgestreift und haben diese oder jene sonderbare, vielleicht gar seltene Pflanze bewundert, ohne dabei zu wissen, worum es sich handelt. Kaum zu Hause nimmt man den Pflanzenführer zur Hand, um alsdann vor lauter ähnlichen Abbildungen eine eindeutige Bestimmung ratlos in den Wind zu schlagen. Für zumindest 30 besagter Pflanzen könnte nun durchaus ein neues Zeitalter anbrechen. Statt kiloweise Bestimmungsliteratur mit sich herumzutragen reichen im vorliegenden Fall 421 Gramm. Der Wanderführer «Blütenwanderungen in der Schweiz» von Sabine Joss ermöglicht auf 30 Touren im Jura und der Voralpen-/Alpenregion, das Links und Rechts des Wegrandes zu erkennen, deuten und begreifen. Das «Sortiment» reicht vom Diptam über die Walliser Levkoje bis hin zum Himmelsherold. Die oft in etwas ungelenkem Deutsch ausführlich beschriebenen Wanderungen richten sich nach der saisonalen Blütezeit der im betreffenden Kapitel ausgewählten Pflanze. Ein Kurzporträt der betreffenden Pflanze liefert spannende Hinweise über Merkmale, Lebensraum, Blütezeit, Verbreitung etc. Weil eine Pflanze pro Wanderung freilich zu wenig hergegeben hätte, macht uns die freischaffende Biologin auf unzählige weitere naturkundliche Besonderheiten und Zusammenhänge aufmerksam,die weit über die Botanik hinausreichen. Für die Planung einer Wanderung leisten eine Blühzeittabelle und Routenkärtchen mitsamt allen notwendigen touristischen Angaben gute Dienste. Der Führer ist freilich so konzipiert, dass praktisch jeden Monat mindestens eine Blütenwanderung unternommen werden kann. Der genaue Standort der Pflanzen ist im Text beschrieben, nicht aber auf den Routenkarten eingezeichnet. Ein Glossar vermittelt botanisch eher wenig Bewanderten wichtige Erklärungen zu den im Haupttext verwendeten Fachausdrücken.
Aus typografischer Sicht weist der mit zahlreichen Farbfotos bebilderte und ansprechend gestaltete Führer einen kleinen Schönheitsfehler auf. Der Text der erwähnten Kurzporträts ist in der Blütenfarbe der jeweiligen Hauptdarstellerin gehalten. Die Idee ist zwar originell und lockert die Buchseiten wohltuend auf. Sie funktioniert jedoch bei hellen Farben nicht, so dass das Lesen des Textes zu einer mühsamen Angelegenheit werden kann. Sabine Joss ist mit «Blütenwanderungen in der Schweiz» dennoch ein Werk gelungen, das manchem Wanderer die Augen für das Naheligende mit Bestimmtheit öffnen wird.
Folgende Pflanzen werden näher unter die Lupe genommen: Alpen-Akelei, Alpen-Bergscharte, Alpen-Mannstreu, Alpenrebe, Berg-Drachenkopf, Blassgelber Eisenhut, Christrose, Diptam, Frauenschuh, Frühlings-Adonisröschen, Gelber Alpen-Mohn, Himmelsherold, Jupiter-Lichtnelke, Kahle Wachsblume, Lichtblume, Moosglöckchen, Orangerotes Greiskraut, Ostalpen-Enzian, Osterglocke, Perlhuhn-Schachblume, Perückenstrauch, Pfingstrose, Safrangelber Steinbrech, Sibirische Schwertlilie, Steinschmückel, Strauss-Steinbrech, Walliser Levkoje, Weinberg-Tulpe, Weisse Berg-Narzisse, Zistrose.
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