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Thomas Widmer, Zu Fuss – 2, Echtzeit
Verlag, Basel, 2008 |
Als Thomas Widmers äusserst erfolgreicher Erstling «Zu Fuss» anno 2007 das Licht der Welt erblickte, wurde Vielwanderer Widmer von den Medien prompt als «Wanderpapst» gefeiert. «A Wanderpapst is born», steht nun folgerichtig auf dem Umschlag des im März 2008 erschienenen Zweitlings mit dem ebenso folgerichtigen Titel «Zu Fuss – 2». Was aber macht einen schreibenden Wanderer oder wandernden Schreiberling zum Papst? Diese Frage beschäftigt den Rezensenten seit dem erstmaligen Auftauchen dieses Prädikates immer wieder. Ohne des Autors geniale Wortschöpfungen*, Ideenreichtum, verständlich geschriebenen Kurzrecherchen und die Fähigkeit, uns Menschen zur Wanderlust zu verführen, schmälern zu wollen: Macht dies einen Wanderpapst aus? Papst hiesse ja auch, Stellvertreter Gottes auf Erden und damit unfehlbar zu sein. Ist Gott ein Wanderer – und Widmer unfehlbar? Er (Widmer), der Exil-Appenzeller in Zürich, Arabist, Islamwissenschaftler und Journalist. Ungeklärt in dieser Angelegenheit ist zudem die Haltung des Vatikans. Aber lassen wir das.
Zurück zum Buch: Dieses knüpft punkto saisongerechtem Wanderkonzept, Aufmachung und Volumen nahtlos an den erwähnten Bestseller an. Zu den 52 Wanderungen von Band 1 gesellen sich «52 neue Schweiz-Wanderungen », die allesamt in Widmers vielbeachteter Weltwoche-Kolumne erschienen sind. Die Wanderungen unterschiedlicher Länge spielen wiederum in den meisten Landesteilen der Schweiz. Was aber hält Widmer vom Kanton Schaffhausen, der Westschweiz, den Kantonen Neuenburg, Uri, Jura oder Thurgau ab? Gibt es hier die schlechteren Beizen oder liegt sonst ein Grund vor? Wir wissen es nicht und lassen uns überraschen, denn wer Widmer kennt ist sich bewusst: Vor seinen Füssen ist kein Flecken sicher, und seine Feder weiss über alles und jedes etwas zu schreiben.
Wie dem auch sei: Das Must für Schweiz-Wanderer gleicht in seiner bestechend einfach zu gebrauchenden und qualitativ hochstehenden Art (dazu gehören wiederum Nahweh-fördernde Fotos von Raffael Waldner) eher einem Kochbuch aus dem Hause eines berühmten Kochbuchverlages, weshalb wir Widmer etwas neutraler als «Betty Bossi der Wanderer» bezeichnen. Da es der 1962 geborene Autor bereits auf über 170 Wanderkolumnen gebracht hat, wird die Herausgabe von «Zu Fuss – 3» lediglich eine Frage der Zeit sein. Bis dahin unternehmen wir ein paar seiner schmackhaft vorgetragenen Wandertouren und überlegen uns dabei eine passende männliche Form seines soeben verliehenen Titels.
*Stellvertretend für Widmers Kreationen seien genannt: «Forschungsreisender im eigenen Land» über sich selber, «Rapidwuchs» für den touristischen Bauboom in Grächen, «alpine Liebespaare» auf dem Winterwanderweg Riederalp–Fiescheralp, «tumorartig aufgeschwollene Chalets» im Klosters der High-Society, «vermasste Wintersportzone» für die Skiliftanlagen auf dem Flumserberg, «WC-Stöckli» für das freistehende Toilettenhäuschen am Bahnhof Spinas oder «Gipfelchaot» für den vielgipfligen Pilatus.