Ach, als freischaffender Turmbesteiger hat man es nicht immer leicht. Das Berner Münster, zum Beispiel, darf alleine nicht mehr bestiegen werden – das Basler Münster offenbar auch nicht, wie mir kürzlich eine Blogleserin mitteilte. Dann gibt es Türme, die es plötzlich nicht mehr gibt, wie der Prime Tower bei Olten. Oder es gibt solche, die genau dann, wenn du deren Besteigung ins Auge gefasst hast, renoviert werden oder aus Sicherheitsgründen gesperrt sind. Und dann, ja dann gibt es noch den Guschaturm über dem bündnerischen St. Luzisteig.
Einen ersten Anlauf, den zur militär-historischen Wehranlage gehörenden Turm zu besteigen, machte ich am 5. Juni 2021. Allein das vor Ort herrschende Wetter liess meinen Plan nicht zu, so dass ich mich mit der Umrundung des Fläscherbergs begnügen musste. Einen zweiten Versuch unternahm ich am 30./31. Oktober 2022. Geplant war eine Wanderung von Steg im liechtensteinischen Saminatal auf den St. Luzisteig mit einer Besteigung des Guschaturms am Ende der Wanderung. Einmal mehr hatte das Wetter etwas dagegen. Obschon ich mich in Steg (FL) auf den Weg machte, musste ich auf dem ersten Pass abdrehen, da mich ein Föhnsturm immer wieder zu Boden drückte.
Am vergangenen Sonntag unternahm ich nun einen dritten, hoffnungsvollen Versuch, diesem Turm auf den Zahn zu fühlen, ihn endlich zu besteigen. Von Balzers stieg ich den schönen Weg zur ehemaligen Walsersiedlung Guscha hoch. Das waren rund zwei Stunden Steilwald vom feinsten. Das auf 1111 m gelegene Guscha präsentierte sich im ruhigen Sonntagsmodus und glänzte mit einer formidablen Aussicht auf den St. Luzisteig, den Fläscherberg und die im Hintergrund gelegenen St. Galler Alpen. So steil der Aufstieg war, umso gemächlicher ging es auf einer breiten Forststrasse bergab, bis ich nach ¾ Stunden plötzlich vor dem runden Guschaturm stand. Ohne Federlesens fand ich den abseits der Strasse gelegenen Eingang. Ein Schild wies darauf hin, dass sich im Turm maximal 50 Personen aufhalten dürfen. Kein Problem, dachte ich, waren doch weit und breit keine Sinnesgenossen auszumachen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen