Hinter dem Eingangsbereich folgt der Stollen. Grosse Gestalten werden sich bei der Begehung da und dort bücken müssen. |
Die vermessungstechnischen Möglichkeiten erlaubten beim Bau des Gotthardbahntunnels lediglich die Absteckung eines geraden Tunnels. Im Portalbereich Airolo, wo ein erstes Tunnelstück im Boden liegt, musste für die Absteckung als Verlängerung der Tunnelgeraden ein Richtstollen gebaut werden. Die Bauleitung hatte sich verpflichtet, dem Unternehmer Favre in Abständen von zwei Kilometern in der Achse liegende Punkte zu bestimmen, auf die sich der Unternehmer für die Absteckung des Vortriebs stützen konnte. Für diese Hauptabsteckung wurden an beiden Portalen auf der verlängerten Tunnelachse (siehe Karte unten) Obervatorien erstellt. Die Tunnelrichtung wurde von speziell eingerichteten und ins Triangulationsnetz eingemessenen Visieren übernommen. In Göschenen mussten für die Sicht auf diese Visiere extra ein Visierstollen ausgebrochen werden. Bei der Messung wird der Theodolit auf die Visiere eingestellt und anschliessend das Fernrohr durchgeschlagen. Dann werden beleuchtete Zielmarken in diese Richtung eingewiesen. Die vorgesehenen Visurweiten von zwei Kilometern waren wegen Staub Rauch, Russ und Wasser wesentlich kürzer. Die Kommunikation zwischen den Messstandorten war ein grosses Problem. Eine Erleichterung wurde erst mit der Einführung von Telegraphen erreicht. Für die Messeinsätze mussten Einbauten wie Gerüste und Lehrbogen entfernt werden. Die Tunnelarbeiten wurden während diesen Kampagnen tagelang massiv behindert und Favres Unternehmung brachte dafür wenig Verständnis auf.
Der Visierstollen in Göschenen ist von Mai bis Oktober täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr.
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Der Visierstollen als durchgehende Linie, gepunktet die Tunnelachse des Gotthardtunnels, der am unteren Kartenrand beginnt. |
Freue mich sehr, dass du über den Visierstollen schreibst. Die Visierlinie geht aber noch weiter bis an den Hang hinter der Kirche. Denn die musste so lang wie möglich sein, denn der Tunnel ist 15 Kilometerlang - und da bedeutet jeder Millimeter Abweichung in der Visierlinie gleich ein Duzend Zentimeter in der Tunnelachse...
AntwortenLöschenliebe Grüsse vom Muger
http://dermuger.blogspot.com/2011/09/ausgeflugelt-durch-den-berg-gucken.html