8. September 2021

Die Spirale – Etappe 7

Mit der Rucksackfähre über die Aare: von Boll-Utzigen nach Belp-Steinbach.

Über fünf Monate sind es nun her, seit ich die letzte Etappe meiner Wanderspirale absolviert habe. Nicht, dass mir das Projekt etwa verleidet wäre, ganz im Gegenteil, doch die Route der Etappe 7 bedingte die Überquerung der Aare mit einem Boot, was angesichts der Wetter- und Hochwasserverhältnisse der vergangenen Monate ein Ding der Unmöglichkeit war.

Am vergangenen Sonntag waren die Gegebenheiten indes perfekt, so dass ich die Fortsetzung der Spirale an der Haltestelle von Boll-Utzigen in Angriff nehmen konnte. Unter einem Himmelblau der Superlative zog ich Richtung Dentenberg, den es zum zweiten und letzten Mal im Rahmen dieses Projektes zu überschreiten galt. Oben angekommen zeigten sich vor der splendiden Aussicht auf die Alpen ein in Weiss gedeckter Tisch mit Rednerpult, daneben ein Abendmahlskelch, eine Kerze und eine Vase mit Blumenbukett. Auf der Wiese hinter der pfarrherrlichen Anordnung mehrere Reihen Festbänke und ganz rechts ein aus Bläserinnen und einem Bläser bestehendes Kirchenorchester. Noch waren kaum Gottesdienstbesucher anwesend. Die Musikusse nutzten die Gunst der Stunde und übten noch das eine oder andere Stück.

Die Heile-Welt-Idylle wurde leider durch zunehmenden Autoverkehr getrübt. Alle wollten sie auf den Dentenberg, in die Beiz, zum Gottesdienst, zum Spazieren, zur Erholung. Da kam für mich der Ruf der Ebene gerade recht. Gemütlichen Schrittes stieg ich durch eine Wohnlage für Mehrbessere nach Rüfenacht hinab, überquerte daselbst einmal mehr die Geleise des «Blauen Bähnlis» und verschwand im morgenkühlen Hüenliwald. Das erfrischende Waldbad war nur von kurzer Dauer und der Asphalt des «Bahnhofsträssli» hatte mich wieder. Welch seltsamer Name einer Strasse, wo sich doch weit und breit kein Bahnhof befand. Nun, die Bezeichnung dürfte wohl aus früheren Zeiten stammen, wo das nahe Allmendingen über eine abseits des Dorfes gelegene Haltestelle an der Bahnstrecke Bern–Thun verfügte. Mitten im Ort dient heute eines der beiden ehemaligen Wartehäuschen als Unterstand für Buspassagiere. Auf dem Dach prangt das alte Emailschild der SBB-Haltestelle in weisser Schrift auf blauem Grund.

Hinter Allmendingen senkte sich der Weg hinab zur Autobahn A6, deren Lärm permanent auf die nähere und weitere Umgebung brandete. Ein letzter Abstieg führte mich an einen Seitenarm der Aare, diesem folgend ich schliesslich zur eigentlichen Aare gelangte. Mit leicht erhöhtem Puls nahm ich einen Augenschein der Szenerie, insbesondere von der Fliessgeschwindigkeit der Aare. Würde ich mit meinem Mini-Packraft das andere Ufer erreichen, ohne gleich kilometerweit abgetrieben zu werden?

Kribbelig wie ich war, begann ich auf einem Sporn das Raft von Hand aufzublasen. Dann noch kurz der wasserdichte Rucksack auf dem Bug festgezurrt, die Schwimmweste montiert und los ging's! Die Strömung hatte im Nu meine Nussschale gepackt, so dass ich mich mit dem Doppelpaddel hart ins Zeug legen musste. Ich gebe es gerne zu, am liebsten hätte ich das gegenüberliegende Ufer sausen und mich bernwärts treiben lassen. Die Vernunft gewann freilich die Oberhand, und ehe ich mich's versah, kam der Sporn, den ich zum Anlanden ins Auge gefasst hatte, in Griffnähe. Nach rund drei Minuten war der Spuk vorüber und schon lagen meine Siebensachen zum Trocknen an der Sonne.

Zurück auf der Spiralwanderstrecke gelangte ich strammen Schrittes in die Industriezone von Belp. Mei, was herrschte hier für ein Verkehr! Ich fragte mich, ob dies am Sonntagmittag immer der Fall sei, oder ob dies lediglich eine der vielen Auswirkungen des an diesem Tag stattfindenden Ironman-Switzerland-Rennens darstellte. Wenige Minuten vor meinem Ziel in Belp-Steinbach überquerte ich bei einem mit mehreren Verkehrspolizisten bestückten Kreisel die Rennstrecke und war glücklich, meinen seit langem fälligen «Duathlon» siegreich bestanden zu haben. Auf den kommenden sechs Etappen der Wanderspirale wird das Packraft indes zu Hause bleiben, ehe dann über den beschaulichen Wohlensee gepaddelt wird. Eine ausführliche Bildstrecke dieser 12,3 km langen Etappe gibt es hier.

In Grün das Ergebnis von 7 Etappen auf der Wanderspirale.

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